Strategien Point of Emotionen – Spielerische Warenpräsentation im Handel
Im letzten Blog haben wir verschiedene Strategien zur Umsetzung am Verkaufspunkt beleuchtet. Heute stelle ich Ihnen zwei neue Strategien vor.
Strategie 4: Dekorieren Sie erzählenswert!
Der Findling als Bäckertresen
In der Bäckerei Blesgen in Ittenbach geht es blitzsauber zu, das Edelstahl des modernen Tresens blitzt und blinkt. Doch mittendrin wird die Vitrine unterbrochen: Hier thront ein grosser Findling in Brotform, der von unten beheizt wird und auf dem das verkaufte Brot abgelegt wird. Der sei „Sinnbild für solide Handwerksqualität“ und fungiere als „Stein des Anstosses“, um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen, schrieb begeistert die Allgemeine Bäckerzeitung.
Die Hemden als Regenbogen
In der Fussgängerzone von Como zieht ein kleines Fachgeschäft alle Blicke auf sich. Es führt Hemden, nichts als Herrenhemden, vom Boden bis zur Decke in dunklen Holzregalen sauber aufgeschichtet. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn die Hemden farblich nicht einen perfekten Regenbogen bilden würden. Aus Waren spielerisch eine zweite Bildebene zu kreieren funktioniert auch mit anderen Produkten, zum Beispiel, wenn aus Konservendosen ein grosser Schmetterling mit bunten Flügeln gebaut wird, der sich scheinbar auf einer aufgemalten Blume am Boden niedergelassen hat.
Die grösste Milchtüte der Welt und andere Riesen
Die Molkerei Weihenstephan begleitete die Einführung eines Tetrapacks für ihre Milch mit einer zwei Meter hohen Milchpackung im typisch weissblauen Design. Die Riesenmilch wurde in Kaufhäusern in ganz Deutschland eingesetzt und war für die Kunden schlicht nicht zu übersehen. Dior verblüffte Pariser Passanten mit einer haushohen Handtasche vor der Tür. Und der Schokoladenhersteller Lindt montierte in der Haupthalle des Frankfurter Bahnhofes einen riesigen funkelnden Goldhasen, der nicht aus Schokolade, sondern aus unzähligen goldenen und roten Schleifen und Glöckchen bestand. Das Spiel mit Grössen löst Verblüffung aus, beim einen oder anderen sogar Begeisterung. Es funktioniert übrigens auch andersherum, indem Grosses als klein präsentiert wird. Ein Beispiel sind die Glastürme, in denen Kleinwagen der Marke Smart wie in einem überdimensionalen Brötchenautomaten aufgeschichtet sind. Man sucht unwillkürlich nach dem Schlitz für den Münzeinwurf … .
Mode auf Stelzen und in Bällen
Der japanische Modeschöpfer Issey Miyake entwirft Kleidung, Uhren, Accessoires. Seine futurischen Entwürfe präsentiert er genauso futuristisch: Da werden Taschen und Shirts auf hohen weissen Stäben drapiert wie auf einem Nadelkissen oder bunte Dessous in durchsichtigen Plastikbällen in einem grossen Korb aufbewahrt. Die Metallstäbe schafften es sogar bis ins Weblexikon Wikipedia.
Was könnten Sie aus Ihren Waren „bauen“? Was zur Verblüffung Ihrer Kunden verkleinern oder vergrössern? Wie und womit könnte Ihre Ware originell drapiert werden?
Strategie 5: Inszenieren Sie Ihre Produkte aufsehenerregend!
Wie schon eingangs gesagt: Hier sind nicht die jahreszeitlichen Dekoartikel gemeint, die Sie günstig ordern und die Ihr Mitbewerber auch hat ;-). Einige Beispiele:
Outdoor-Laden: Abenteuer hautnah
Im Globetrotter Megastore in Köln kann man seine Neuerwerbung gleich testen, wenn man möchte. Kunden steht ein riesiges Wasserbassin zur Verfügung, um Boote, Kajaks und Tauchausrüstungen auszuprobieren. In einer Kühlkammer kann der Daunenschlafsack getestet werden, unter einer grossen Regendusche die Schlechtwetterkleidung. Neben diesem Ausnahmeservice sorgt das Ganze für ein spektakuläres Ambiente, etwa wenn Kunden die Mittelhalle mit „See“ und Waldprojektion betreten. Seine Kunden zum Staunen bringen kann auch der „kleine“ Privatunternehmer, wie das folgende Beispiel zeigt.
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Apotheke: „Living Floor“ und Roboter in Aktion
„Die Erlebnis-Apotheke setzt auf alle Sinne“, meldet die Ärztezeitung und begeistert sich für ein ungewöhnliches Einrichtungskonzept der „Apotheke Eyb“ mit geschwungenen weissen Formen, rotem federnden Boden, „Living Floor“ mit Videoprojektionen, der nicht nur Kinder fesselt, Wareninseln mit unterschiedlicher Beduftung (Blumen bei der Kosmetik, Gras im Babybereich). Gleichzeitig wird hier deutlich, dass Ideen oft wichtiger sind als Geld: Der Roboter, der die Ware aus dem Lager fischt, wird nicht wie üblich versteckt, sondern kann durch eine Glasscheibe bei der Arbeit beobachtet werden. Das finden grosse und kleine Kunden sensationell!
Modeschmuck & Mehr: „Kristallwelten“
Im österreichischen Wattens eröffnete Swarovski 1995 seine „Kristallwelten“, eine aufwändig inszenierte Ausstellung rund um Glas und Kristalle mit einem Aussenbereich, an dem André Heller mitwirkte. Er entwarf unter anderem einen efeuberankten Riesen-Kopf mit Glasaugen, aus dessen Mund sich ein Wasserfall in einen See ergiesst. Sicher ein teures Projekt, doch mit über 10 Millionen Besuchern seit Eröffnung und Eintrittspreisen von über 10 Euro dürfte Swarovski kaum draufzahlen. Dafür werden die Glasfigürchen und der kostbare Modeschmuck, für den Swarovski steht, hier auf edelste Weise präsentiert, verkauft und als Marke aufgewertet.
Fitnesscenter mit Jumbojet
Bei der Airport Fitness am Flughafen Zürich hat man sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ist der Besucher erst mal drin, soll er vergessen, dass er sich auf einem hektischen Flughafen befindet. Beim Betreten der Lobby wird er jedoch auf aufsehenerregende Weise daran erinnert: Hier schiebt sich die Schnauze eines Jumbos spektakulär hoch über den Tresen.
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Was könnten Sie Ihren Kunden zeigen? Wo bieten Herstellung oder Einsatz Ihres Produktes spektakuläre Momente? Wäre eine Ausstellung rund um das, was Sie bieten, interessant?
Wer spielt, verlässt ausgetretene Pfade und geht neue Wege. Willkommen in der Lernzone.